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Tour de Lac Leman (Schweiz, Vaudoise & Frankreich)

Es ist ein sonniger Samstagmorgen Mitte November. Auf den Gipfeln der Alpen um Montreux liegt bereits der erste Schnee. Würde dort oben kein Schnee liegen und wäre die Höchsttemperatur für heute nicht mit 10°C angesagt, so würde ich meine anstehende Vélo-Tour sicherlich über ein paar der Pässe in der Umgebung führen. Flaches Land ist zum Radln nicht unbedingt mein Lieblingsterrain. Aber soviel schon einmal vorweg: wenn einen die Jahreszeit schon dazu zwingt, weiter unten in tieferen Gefilden die Runden zu drehen, dann ist die Tour um den Genfersee mit Sicherheit eine super Alternative. Die Berge und das Wasser hat man bei der Umrundung des Sees fast immer im Blick und so kann man dann auch schon einmal vom nächsten Sommer träumen.

Montreux und sein Casino habe ich bereits am Vortag erkundet. Ein Spaziergang entlang der Uferpromenade lohnt sich auf jeden Fall – nicht nur für Fans von Freddy Mercury. Dessen Statue am See zählt wohl zu den kleineren, aber bekannten Sehenswürdigkeiten in Montreux. Vor allem die vielen alten Hotels aus der Belle-Epoque, die sich entlang der Grand Rue befinden, verleihen der Stadt ihren charakteristischen Charme. Sehr schön ist auch die alte Markthalle (erbaut Ende 19. Jahrhundert) und die alte Stadtkirche Saint-Vincent etwas oberhalb der Stadt. Sie stammt wahrscheinlich aus dem 11. Jahrhundert. Die kleine Kirche ist im Übrigen auch auf dem Stadtwappen von Montreux dargestellt.

Ich starte meine Tour um den See herum kurz vor 10 Uhr Vormittag am Office du Tourisme, im Stadtzentrum von Montreux Richtung Süden. Der Weg führt mich zunächst auf der Bundesstrasse 9 aus der Stadt heraus Richtung Villeneuve und Aigle. Noch ist es eiskalt und ich bin wirklich froh um jede der 4 Schichten, die ich angezogen habe. Kurz hinter der Stadtgrenze von Montreux passiere ich mit dem über 850 Jahre alten Schloss Chillon die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit der näheren Umgebung von Montreux. An einen Besuch ist natürlich nicht zu denken, denn immerhin liegen noch ca. 170 km vor mir und die Tage im November sind ja doch schon sehr kurz. Meine GPS zweigt mir das dann auch noch ganz nachdrücklich auf dem Display: Sonnenuntergang 17 Uhr, also in nicht einmal mehr 7 Stunden. Und in ein Radrennen soll das ja hier auch nicht ausarten. Trotz der kurzen Zeit habe ich vor, die Runde mit ihren wunderschönen Ausblicken auf den See und ihren Zweitausendern als Kulisse zu geniessen.

Lac Leman 039

Blick über den Park des „Le Petit Palais“ in Montreux zum „Le Grammont“ (Haute-Savoie)

Um auf die französische Seite der Rhône zu gelangen hatte ich eigentlich geplant entlang der Hauptstrasse über Noville und Chessel nach St.-Gingolph zu fahren. Das erscheint zunächst als Umweg, den Chessel liegt bereits ein gutes Stück entfernt vom See Richtung Süden. Allerdings befindet sich beim ersten Blick auf eine Strassenkarte auch die nächste Brücke über die Rhône. Aber Strassenkarten sind ja nicht immer ideal zur Planung von Radtouren und so habe ich Glück. Kurz hinter den Château Chillon komme ich mit einem Radler aus der Gegend ins Gespräch. Er möchte entlang der Rhône nach Aigle und kennt die Radwege durch das. Er weiss auch, wie man hier am besten und schönsten nach Frankreich kommt. An der Brücke über die Rhône, die sich kurz vor Bouveret befindet, endet die nette Bekanntschaft dann und unsere Wege trennen sich wieder. Eine landschaftlich – und menschlich – wirklich lohnenswerte Abkürzung. Kurze Zeit später habe ich den Hafen von Bouveret erreicht. Hier, nur einen Steinwurf von der französischen Grenze entfernt, ist der Winter bereits angekommen. Ein verlassener Yachthafen mit schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund. Wunderschön glitzert der Gipfel des Rochers de Naye in der Vormittagssonne.

Einige Minuten später habe ich französischen Boden unter den Rädern. Der erste Teil dieser Strecke vom Grenzort St.-Gingolph bis Lugrin ist nicht unbedingt sehr aufregend. Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist auf dieser Strasse doch recht starker Autoverkehr wobei man aber den in der Schweiz sonst üblichen Radstreifen auf der französischen Seite des Sees leider (fast) nicht antrifft. Zum anderen ist der Blick auf den See häufig durch dichte Büsche versperrt. Linker Hand ragen die Berge zwar fast senkrecht in die Höhe, doch der Anblick ist in diesem Moment angesichts der tief hängenden Wolken weder sehr spektakulär, noch sehr beruhigend. Immerhin kann ich mir die Situation aber doch recht gut „schön reden“, denn im gleichen Augenblick bin ich jetzt auf jeden Fall froh, die Alternative einer Tour durch das Val d’Abondance, das dort oben verläuft, gestern Abend verworfen zu haben. Die Wolken über mir hängen grob geschätzt auf etwa 700 m. Abondance liegt auf etwa 1000 m und um dort hinzukommen muss man über den 1369 m hohen Pas de Mongris: nein danke, das muss nicht sein.

Kurz hinter Lugrin wird es dann wieder etwas netter. Der Verkehr auf der Route Nationale N5 ist zwar immer noch recht stark, aber jetzt fährt man wieder direkt am See entlang mit freiem Blick über dass Wasser, hinüber ins Waadt. Lausanne, das hier direkt gegenüber liegt kann man jedoch im leichten Dunst nur erahnen. Mit Évian-les-Bains passiere ich denjenigen, alt- ehrwürdigen Badeort des Genfersees, den wohl die meisten Menschen zumindest aufgrund seines Mineralwassers kennen. Viele alte Hotels und das Casino säumen die schöne Strasse entlang des Sees durch Évian. Für eine Pause oder eine kleine Besichtigung bleibt jedoch heute, wie auch in den anderen schönen Orten und Städten, keine Zeit. Weniger reizvoll, selbst mit dem Rennrad, ist dann die N5 zwischen Évian-les-Bains und Thonon-les-Bains. Eine vierspurige Strasse mit extrem viel Verkehr. Leider gibt es auf diesem Abschnitt unten am See keine Alternative, da hier die nächste Brücke über die Dranse führt. Kleiner Tipp als Alternative: Fährt man bereits bei Lugrin etwas den Berg hoch Richtung Maxilly-sur-Léman und dann weiter oberhalb von Évian über Neuvecelle und Pulbier sollte man der Blechlawine der N5 entkommen können. Ich verabschiede mich am Kreisverkehr kurz vor Thonon (Concise) dann aber auch endlich für längere Zeit von der lärmenden Route Nationale. Auf einer kleinen Strasse rolle ich Richtung Altstadt hinunter zum See. In Thonon drehe ich vom Rathaus aus eine kleine „Ehrenrunde“ durch die fast verlassene Fussgängerzone. Sicherlich wäre auch Thonon-les-Bains einen keinen Stadtbummel wert. Das anschliessende Teilstück von Tonon-les-Bains führt über Anthy-sur-Léman auf einer wirklich schönen Nebenstrasse nach Port de Sciez. Um von hier aus zum schönsten Teilstück auf der französischen Seite des Lac Léman zu kommen muss ich leider noch einmal ganz kurz hoch auf die N5 – wieder einmal gibt es hier keine Alternative. Kurz die Luft anhalten und nach nur einem Kilometer kann ich mein Vélo bei Sciez nach rechts Richtung Excenevex / Yvoire auf die weit weniger befahrene D25 lenken. Endlich Ruhe ! Obwohl… das gilt wohl auch nur um diese Jahreszeit. Im Sommer sind hier doch einige Menschen unterwegs, unter anderem zum Beispiel zum feinen Sandstand bei Excenevex oder zum malerischen Ort Yvoire. Am praktisch menschenleeren Strand bei Excenevex lege ich dann auch die erste kurze Pause ein. 15 oder 20 Grad mehr und es würde mir sicherlich deutlich schwerer fallen, nach 10 Minuten wieder zurück in den Sattel zu steigen. Vorbei an einigen schönen Landsitzen geht es auf der D25 nach Yvoire. Für den über 700 Jahre alten Ort auf der Halbinsel am Südufer des Genfersees sollte man sich in jedem Fall ein paar Minuten Zeit nehmen. „Yvoire se visite a pied – Interdit a tous vehicules“ steht auf einem Schild neben dem Stadttor “Porte de Rovorée”. Will sagen: “Yvoire besichtigt man zu Fuss – Verboten für alle Fahrzeuge”. Das Schild hat seine Berechtigung, denn ich kenne Yvoire bereits gut von einem früheren Urlaub. Erstens sollte man sich wirklich Zeit nehmen um Yvoire zu erkunden und zweitens kommt man hier wegen der vielen Besucher unter normalen Umständen auf dem Rad mit Sicherheit nicht gut voran. Zumindest der zweite Punkt wäre heute kein Grund, um nicht mit dem Rad durch die Grad Rue zu fahren. Die Szene am frühen Samstagnachmittag erinnert eher an ein verlassenes, charmantes Dorf in der Provence, als an einen quirligen Touristenort am Genfersee. Nur die zahlreichen Schilder an den Geschäften und Restaurants, sowie die Postkartenständer vor den Souvenirgeschäften erinnern an den Trubel, der hier sonst herrscht. Noch ein kurzer Blick hinunter zum Château Médièval aus dem 14.Jahrhundert, dann verlasse ich Yvoire durch die Porte de Nernier wieder. Mein Weg führt mich nun weiter durch das Bas-Cablais auf der D25 über Messery und Chens-sur-Léman bis zur Grenze bei Hermance. Ab hier werden die Weinberge zum prägenden Landschaftsmerkmal für den Rest der Tour. Ernsthaft unterbrochen werden die Linien der Rebstöcke praktisch nur noch von den Städten Genf und Lausanne. Bis auf wenige gelbe Blätter und einige übersehene Trauben ist aber um diese Jahreszeit natürlich nicht mehr viel übrig vom Leben in den Weinbergen. Und dennoch versprüht diese Landschaft für mich auch jetzt noch einen besonderen Reiz. Im Hintergrund die Tausender und Zweitausender der als Vorboten der mächtigen Alpen liegt etwas Ruhiges und Entspannendes in diesen Landschaft mit Ihren Weinbergen rund um den See. Mittlerweile haben sich die Wolken auch über der Südseite des Genfersees verzogen, die Herbstsonne taucht alles in ein warmes, diffuses Licht und ich rausche mit 30 km/h über den Asphalt: Da sagt noch einmal jemand der Herbst wäre eine triste Sache … so pauschal stimmt‘s dann eben doch nicht…

Nach der Grenze bei Hermance geht es noch etwa 8 km auf der Schweizer Verlängerung der ruhigen D25 weiter Richtung Genf. Kurz hinter Collogne-Bellerive treffe ich dann aber wieder auf die ehemaligen N5 aus Frankreich. Der Asphalt hat wohl die Nationalität gewechselt, aber der Verkehr ist leider der gleiche geblieben. Auch für einen Samstag ist hier einiges los. Immerhin befinde ich mich wieder in der Schweiz und das bedeutet: es gibt wieder Radwege ! Von hier aus hinein in die Stadt gibt es ab Ruth sogar einen schönen und sehr guten Radweg parallel zur Strasse. Allgemein kommt man auf der gewählten Route direkt entlang des Sees sehr gut und sicher durch die quirlige Kantonshauptstadt am Südwestende des Sees. Entweder es gibt einen eigenen Radstreifen in der Strasse oder eben sogar einen eigenen Radweg. Generell: die Qualität der Radwege um den See ist nicht nur in Genf, sondern auch generell auf der Schweizer Seite durchweg gut bis sehr gut. Mit dem Rennrad stehe ich Radwegen sehr oft sehr skeptisch gegenüber. Was bei einem Radwegen für ein Trekkingrad gut ist oder für ein Mountainbike überhaupt kein Problem darstellt, ist für Rennrader meist eine Zumutung oder gar untauglich. Für die Radwege um den Genfersee traf dass zumindest bei dieser Tour nicht zu. Hier stimmt wirklich fast alles und auch mit dem Rennrad ist der Fahrspass garantiert.

Zurück nach Genève: Bereits von weitem ist der Jet d’Eau, eines der Wahrzeichen von Genf, zu erkennen. Als die bis zu 140 m hohe Wasserfontäne kurz hinter Cologny in mein Blickfeld rückt zeigt mein GPS bereits zehn vor zwei Uhr Nachmittag an. Kurze Zeit später passiere ich die Brücke am Ende des Sees, nahe der Altstadt. Hier, wo die Rhône den Lac Léman wieder verlässt steht für mich nun eindeutig fest, dass ich die Rückkehr nach Montreux mit Sicherheit nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit schaffe. An dieser Stelle ist mit etwas weniger als 90 km und 4 Stunden gerade einmal Halbzeit. Aber wie gesagt: bei allem Training sollte ja auch der Genuss nicht zu kurz kommen. Für die Reize der Landschaft solle ebenso Zeit bleiben, wie für das eine oder andere Foto oder den Kaffee zwischendurch. Moment: da stimmt doch was nicht ? Genau: für den Kaffee war bisher noch keine Zeit. Ich beschliesse das möglichst bald hinter Genf nachzuholen. Hier in Genf ist es mir dann doch noch etwas zu früh für eine längere Pause – und ausserdem etwas zu hektisch. Im Rahmen einer Radtour lösen grössere Städte bei mir fast immer eine Art „Fluchtreflex“ aus: Der dichte Verkehr stört mich eigentlich gar nicht so sehr, aber anschauen und geniessen kann man die städtische Kulisse eben auch nicht weil man sich ja voll auf den Verkehr konzentrieren muss. Und so habe ich Genf dann auch bald wieder hinter mir gelassen. Der Radweg aus der Kantonshauptstadt heraus Richtung Autobahn gehört sicherlich auch nicht zu den Höhepunkten dieser Tour. Die begleitende Strasse links von mir ist 4-spurig und auch hier ist einiges los. Ab Bellevue nimmt der Verkehr dann etwas ab und es wird Richtung Versoix wieder etwas ruhiger und angenehmer. Richtig schön wird es aber erst wieder auf Höhe des kleinen Ortes Coppet. Bereits die Einfahrt in den beschaulichen Ort lässt den Puls wieder etwas runterkommen. Ab Coppet sind nun die Weinberge linker Hand und der See rechter Hand endlich wieder meine Begleiter, die von nun an nicht mehr aus dem Blickfeld rücken. Und immer wieder thronen auf den Hügeln der Weinberge kleine Schlösser, wie zum Beispiel das Château de Crans (erbaut 1755 von Antoine-Saladin) zwischen Coppet und Nyon. Fast unscheinbar und langweilig wirkt dagegen das Gebäude der UEFA am Rande von Nyon, das ich kurze Zeit später passiere. Fast wie mit einem Lineal gezogen, aber landschaftlich nie langweilig verläuft nun die Strasse auf den folgenden 11 km von Nyon nach Rolle. Genau in diesem Städtchen mit seinem schönen Château aus dem 13. Jahrhundert ist es für mich nach 120 km nun aber endgültig Zeit für eine Café au Lait und eine süsse Stärkung. Abseits mehr oder weniger klebriger Energieriegel gibt es im Training und auf einer Tour wie dieser glücklicherweise doch einige Alternativen. Und für eine frische Wähe – noch dazu mit Birnen – wie hier in der Bäckerei hier lasse ich jeden Riegel in der Trikottasche stecken.

So gestärkt läuft es auf dem folgenden, 25 km langen Teilstück nach Lausanne wie geschmiert. Der Weg über Allaman und Saint-Prex nach Lausanne ist auch weiterhin gesäumt von vielen kleinen Schlössern und Landsitzen inmitten der Weinberge. Aus Zeitgründen fahre ich nun weiter auf der Nr. 1 und beschliesse erst recht spät, kurz vor Saint-Prex der markierten Radroute nach Lausanne zu folgen. Fast hätte ich so den sehenswerten Ort mit seinem schönen Stadttor mit Glocken- und Uhrturm aus dem 18. Jahrhundert verpasst. Meine Streckenempfehlung im Rückblick: kurz hinter Allaman rechts auf die Strasse nach Buchillon einbiegen. Das ist kein Umweg, aber sicherlich hat es hier deutlich weniger Verkehr. Von Saint-Prex aus sehe ich in der Ferne bereits Lausanne in der Abendsonne leuchten. Nur noch 15 km sind es über Morges, Préverenges und Saint-Suplice auf der Nr. 1 nach Lausanne. Allerdings nimmt der Verkehr in Richtung Lausanne ab Morges doch wieder recht stark zu und sehr aufregend ist das hier landschaftlich nicht. In den Vororten von Lausanne dominiert das Übliche solcher Gegenden: Triste Einkaufsviertel, Baustellen und duzende Kreisverkehre. Zeit einen Zahn zuzulegen um hier schnell wieder rauszukommen. Kurz vor der Autobahn dann endlich die Erlösung: Mein Weg biegt rechts ab von der Hauptstrasse Richtung Lausanne-Zentrum. Auf einer kleinen Nebenstrasse geht es in den Parc Bourget. Immer am Rande des Parks verläuft der Weg rechts vorbei am Zentrum von Lausanne in den Stadtteil Ouchy. Als ich mit meinem Rad auf dem Quai d’Ouchy wieder aus Lausanne heraus und Richtung Vevey und Montreux rolle, versinkt die Sonne im gerade im See. Es ist fünf Uhr Abend und noch sind es fast 30 km bis Montreux. Ich hatte ja wirklich gehofft es noch vor Sonnenuntergang zu schaffen, aber vorbereitet auf diese Situation bin ich dann doch. Schnell sind die Lichter montiert und geht es weiter Richtung gedanklicher Ziellinie in Montreux. In der Dunkelheit zu fahren stört mich nicht im Geringsten und unsicher fühle ich mich auch nicht. Ich habe diese Situation bisher zu oft erlebt, als dass jetzt Hektik aufkäme. Zudem ist auch permanent ein recht breiter Radstreifen auf der Nr. 9 entlang des Sees vorhanden. Aber eines stört mich dann doch gewaltig: Die Strassen entlang der Weinberge und durch die Weinberge des Lavaux gehören sicherlich zum schönsten was diese Tour zu bieten hat. Das ausgerechnet jetzt hier das Licht des Tages ausgeht ist wirklich schade. Sicherlich ist auch in der frühen Dämmerung noch etwas vom Reiz dieses Landstrichs noch zu erkennen und zu erahnen, aber der Abschnitt hätte auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit verdient. Zudem wäre auch ein kleiner Abstecher hoch in die Weinberge reizvoll. Strassen, an denen Schilder bis zu 18% Steigung verkünden, üben nach 150 km Flachland dann doch eine magische Anziehungskraft auf mich aus… Hinzu kommt, dass auf dem Abschnitt zwischen Lausanne und Vevey, ein Ort schöner ist als der andere: Lutry, Cully, Rivaz oder Saint-Saphorin um hier nur einige amen zu nennen. Wenn schon keine Kletterpartie, dann doch wenigstens noch ein Café au Lait in einem der malerischen Orte mit Blick auf den See. Aber leider ist auch daran nun wirklich nicht mehr zu denken. Bei Vilette, kurz hinter Lutry biege ich dann aber doch noch links auf eine der kleine Stassen durch die Weinberge ab. Kein Umweg und auch keine Abkürzung nach Cully, aber kein Vergleich zu der Strasse Nr. 9, die jetzt etwa 50 m unter mir verläuft. Zwar ist die Dämmerung fast komplett der Nacht gewichen, aber der kleine Rest Tageslicht ist bereits genug um die Schönheit dieser Gegend wahrzunehmen. Wie gemalt schlängelt sich der schmale Weg unter meinen Rädern, der für den Autoverkehr gesperrt ist, durch die Weinberge. Ein letzter, traumhafter Blick auf den See und die französischen Alpen dahinter tut sich auf. Keine Frage: das Lavaux hat eine eigene Tour verdient !

Kurz vor sechs Uhr passiere ich das nächtliche Vevey. Trotz vorgerückter Stunde und Dunkelheit nehme ich nicht den kürzesten Weg durch die Stadt, sondern biege ab in die Avenue Nestlé zum Grand Place, wo eine sehr schöne alte Markthalle steht (erbaut 1934–1935). Das bunte Treiben rund um den grossen Platz und auf der Flohmarkt in der alten Markthalle lassen die Nacht fast wieder zum Tag werden. Von Vevey aus bereite ich endgültig den Schlussspurt vor und erreiche kurz nach sechs Uhr mein Ziel in Montreux. Die letzten Meter auf der Grand Rue, vorbei an den prächtigen Hotels geben mir Gewissheit: Die Runde um den Genfersee, vielleicht mit dem einen oder anderen Anstieg eingebaut und der Grand Rue in Montreux als Zielgeraden, gäbe eine ideale Kulisse für ein Radkriterium ab.

  • Tour-Gallerie:

  • Karte (Rechtsklick auf Download und „Ziel speichern unter…“ um die gpx-Datei herunterzuladen):

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  • Detailliertes Streckenprofil (klicken zum Vergrößern):

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