… und dieses Problem heißt „Karenzzeit“!
Gemäß meinen Trainingsaufzeichnungen kam ich jetzt, mit der richtigen Steigung und bei einer Strecke von 60 km auf ungefähr 2 Stunden 45 Minuten bis 3 Stunden. Nicht gerade schnell. Klar, das bisher war „nur“ Training und im Training läuft es immer langsamer. Aber Trotzdem sollte ich mal hochrechnen für den schlimmsten Fall im Rennen. Also: 3 h bei 60 km bedeutet ca. 13, 5 Fahrzeit bei den kompletten 273 km. Oha! Und eigentlich sollte ich nicht annehmen, dass ich die Anfangsgeschwindigkeit über die komplette Strecke so halten kann, wie über die ersten 3 h. Und selbst bei schnelleren 2 Stunden 45 Minuten für 60 km wären es immer noch ca. 12,5 h Fahrzeit für 273 km. Und da ist noch nicht einmal Pause drin oder eine mögliche Panne eingerechnet (seit meinem um wenige Sekunden geplatzten Endura Alpentraum 2014 bin ich da vorsichtig). Und wie sind die Zeitvorgaben bei LBL 2017 konkret? Nun, der frühestmögliche Start wäre 6:30 Uhr. Zielschluss ist definitiv um 20:00 Uhr. Maximal hat man also 13,5 h. Und das sind also genau die 13,5 h die ich oben für den worst case berechnet habe, aber eben ohne eine einzige Pause und ohne mögliche Panne. Soll ich mir das wirklich für das allererste Rennen in der Saison antun? Natürlich ist man im Rennen immer deutlich schneller als im Training. Der Effekt durch die Gruppe, und sei diese Gruppe noch so klein, und durch die Rennsituation ist immer wieder verblüffend. Ich denke schon, dass ein 22er Schnitt machbar wäre (zur Erinnerung: wir sprechen von 5200 Höhenmetern!). Aber das ist wirklich eine heikle Angelegenheit gleich für das erste Rennen der Saison. Ich will ja auch für die beiden folgenden Rennen im Mai und Juni noch fit sein. Sich jetzt schon im ersten Rennen am Limit kaputt zu fahren kann nicht Sinn der Sache sein. Und auch etwas Spaß bei der Sache wäre nicht schlecht. Das einzige Problem ist der bestehende Ehrgeiz wirklich die komplette Originalstrecke zu fahren. Soll und kann ich wirklich einen Rückziehen machen? Ich kann!
Zugegebenermaßen fällt es mir nicht leicht. Aber in dem Fall nützt es nichts. Am Mittag des 13. April melde ich mich bei LBL um: von der langen 273 km Originalstrecke auf die 153 km Mittelstrecke. Die Mittelstrecke hat auch immer noch 2700 hm. Zudem hat sie auch noch sieben der legendären Ardennen-Anstiege. Leider ist es halt in dem Fall trotzdem nicht mehr wirklich Lüttich-Bastogne-Lüttich, denn die Strecke geht ja nun nicht mehr runter in den Süden bis Bastogne. Ich denke wenn ich mit dem spezifischen Training 4 Wochen vorher begonnen hätte, dann wäre es kein Problem gewesen. Aber so ist es nun einmal. Wieder was dazugelernt. Das verkürzte Rennen gibt mir immerhin auch Gelegenheit die Landschaft der Ardennen, den belgischen Radsport Enthusiasmus und das belgische Bier einmal anzutesten. Wenn alles passt, dann komme ich wieder und knöpfe mir die Originalstrecke vor. Die Ardennen laufen schließlich nicht weg und noch sind die Wallonen und Belgier in der EU 🙂 hoffentlich bleibt das auch so.
Fortsetzung folgt…