Caniço de Baixo – Funchal – Cabo Girão – Funchal – Caniço de Baixo
Geplant ist eigentlich Caniço – Ribeira Brava, aber wie sich nach kurzer Zeit zeigt ist dieser Plan bei dem Wetter und mit einer Erkältung utopisch. Die verkürzte Variante bis Cabo Girão hat zwar mit insgesamt 61 km etwa 26 km weniger statt der geplanten Route nach Ribeira Brava, jedoch schafft es die kleine Insel Madeira irgendwie selbst auf dieser kurzen Runde dem Radler in Summe noch ca. 1741 Höhenmeter, in den Weg zu stellen.
Wer das Ganze bis Ribeira Brava fährt sollte zudem mindestens mit 600 Höhenmetern mehr rechnen, da das Cabo Girão auf 631 Metern liegt, Ribeira Brava jedoch unten am Meer. Der Rückweg lässt einem nur wenig Wahl: entweder über den gleichen Weg zurück über Campanário und Quinta Grande hoch zum Cabo Girão oder die interessante Variante mit Abstecher in die Berge über Luga da Serra und den oberen Teil von Estreito de Câmara de Lobos. Diese Variante entlang am Fuß des Pico da Malhada (1235m) führt aber bis auf ca. 1000 hoch und man sollt sicherlich mindestens eine Stunde mehr einrechnen als für den Rückweg über Cabo Girão. Zurück zur Tour des Tages: Tobias gestriger Tipp eine Tour über die Hauptstadt Funchal am Sonntag zu machen, weil da wenig Verkehr ist, war auf jeden Fall goldrichtig. Das mit dem wenigen Verkehr kann ich auf jeden Fall unterschreiben. Von Caniço de Baixo geht es zunächst über Caniço Centro und weiter Richtung Funchal die ersten 5 km mal wieder praktisch nur hoch und zwar heftig. Vor allem der Weg hoch zur Hauptstraße über Caniço Centro stellt sich auch in den kommen Tagen nach dem super-klasse-üppigen (der Superlativ ist voll und ganz angebracht) Frühstück bei Klenk’s Café als echte Herausforderung heraus. Madeira typisch warten hier immer mal kurzzeitig 15 % und mehr. Auf dem Weg von Caniço bis zur Anhöhe bei Rocha Alta lässt der Schmerz dann langsam nach und das üppige Frühstück hat sich auch gut verteilt. Kurz bevor man den schönsten Aussichtspunkt bei Rocha Alta erreicht hat muss man noch einmal aufpassen. Wenn die Auffahrt zur Rapida erreicht ist, zeigt der Wegweiser nach Funchal rechts Richtung Sao Gonçalo. Der schönere Weg nach Funchal entlang der Küste geht aber gerade aus weiter über die Brücke. Funchal ist auf diesem Weg leider nicht angeschrieben. Keine Angst, obwohl es zunächst so aussieht als würde man jetzt direkt auf die Autobahn fahren ist das natürlich nicht der Fall.
Kurze Zeit später winkt dann als Belohnung für die ersten 5 Kilometer bergauf ein wunderschöner Ausblick auf die Bucht von Funchal und das bergige Hinterland, wobei die Häuser der Hauptstadt sich vom Meer weit hinauf ins Hinterland bis auf über 600 m ziehen. Vom Aussichtspunkt runter nach Funchal kann man es dann endlich einmal rollen lassen. Bei durchschnittlich 5 % kommt hier echter Fahrspaß auf und auch für Rückfahrt macht einem dieser Anstieg (es geht die gleiche Strecke zurück) eher keine Angst. 100 % wachsam und eher defensiv sollte man die Abfahrt trotzdem angehen, weil die Straßen zwar gut in Schuss sind, aber zum Teil ist es schon mal sehr eng und außerdem ist hier alles Wohngebiet. Ist man unten in Funchal angekommen, sollte man direkt nach der Unterquerung der Seilbahn (führt hoch nach Monte) nach links abbiegen und die Straße rechts entlang des Kanals fahren.
Auf diesem Weg kommt man an der Markthalle von Funchal vorbei direkt an die Hafenpromenade. Die besagte Markthalle (Mercado dos Lavradores) befindet sich übrigens auf der andren Seite des Kanals und man sollte sich einen Besuch auf keinen Fall entgehen lassen (sonntags natürlich nicht …). Ein Abstecher in die kleinen Seitengassen oder in ein Café ist auf jeden Fall auch zu empfehlen. Da ich gerade erst losgefahren bin verkneife ich mir den Café unten am Meer bis zur Rückfahrt. Um Funchal zu erkunden sollte man sich unbedingt mindestens ein halben Tag Zeit nehmen.
Die Stadt ist zwar nicht gigantisch groß, aber Größe kann ja bekanntlich nicht immer mit Schönheit korreliert werde. Funchal gehört sicherlich zu den kleinen (130000 Einwohner) aber schönen Städten. Neben den leider überall auf der Welt üblichen Bausünden gibt es im Zentrum und am Hafen eine Vielzahl an schönen Plätzen (z.B. der kleine Rathausplatz) und Parks (z.B. Parque de Santa Catarina). Von den Kirchen ist die Catedral Sé wohl die bekannteste und prächtigste (leider war sie wegen Renovierungsarbeiten geschlossen) aber es gibt auch durchaus kleinere Perlen, die sich an Schönheit nicht zu verstecken brauchen (z.B. São Pedro). Ein paar Impressionen aus der Hauptstadt finden sich bei den Bildern. Ich habe mir für den Besuch der Hauptstadt und Besichtigungen einen Tag extra Zeit genommen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Dabei habe ich an diesem extra Besichtigungstag gerade einmal einen kurzen Abstecher nach Monte mit dem Auto gemacht. Hier gäbe es z.B. die nette Möglichkeit mit der Seilbahn hochzufahren und mit einem Korbschlitten wieder runter nach Funchal zu gleiten ! Für weitere Details verweise ich hier aber lieber auf die diversen Reiseführer über Madeira. Die Straße nach Ribeira Brava über Câmara de Lobos biegt am Ende der Hafenpromenade in einen Tunnel. Tunnel sind ja nicht unbedingt Radfahrers Freud und daher suche ich bei so etwas meist nach Alternativen. Die offizielle Straße oberhalb der Hafenanlage war gesperrt. Man kann aber ganz einfach auch ganz unten am Meer entlang durch die Hafenanlage fahren. Am Ende der Hafenanlage führt dann ein kurzes, aber gemein steiles Stück wieder hoch auf die Hauptstraße. Oben angekommen geht es dann links weiter entlang der Küste auf der ER229. Zugegeben, die Ausfallstraße gehört mit den Bettenburgen nicht gerade zu den optischen Highlights von Madeira, aber irgendwo müssen die Leute ja unterkommen. Weiterhin finden sich Madeira sonst aber kaum bauliche Ausrutscher dieser Art und die Insel zählt meiner Meinung zu den besonders positiven Beispielen !
Das schöne Bild um den Hafen der nachfolgenden Stadt Câmara de Lobos entschädigt anschließend auf jeden Fall für die gerade geschilderten, architektonischen Missgeschicke. Die kleine Hafenanlage und der dahinterliegende Ortskern sind sicherlich eine Zier für jeden Werbeprospekt. Noch mit Blick auf den Hafen wird die Straße bereits steiler, aber man hat die Wahl: links (ER229-1), noch Ort wieder runter oder rechts (ER229) nach oben geht es in Richtung Ribeira Brava. Der Weg links über die ER229-1 ist jedoch nicht beschildert, wohl aber der Weg rechts hoch über Estreito de Câmara de Lobos. Eigentlich ist es egal, für den Rückweg entscheide ich mich für die andere Variante – eine gute Wahl wie sich noch zeigen wird. Trotzdem schraubt sich die gewählte Variante mit durchschnittlich 7,7 % die nächsten 5 km hoch. Die 10 % Marke wird dabei wieder des Öfteren geknackt und die die ständigen Regengüsse, die auch heute leider noch einmal ein treuer Begleiter sind, zehren zusätzlich an meiner Substanz. Nach zwei Tagen steht bereits fest was sich im Weiteren noch bestätigt: wer im Februar auf Madeira unterwegs ist sollte bei Wind und Regenschutz nicht sparen. In meinem Gepäck war von der Sommerhose bis zur Thermohose sowie vom Kurzarmtrikot bis zur Thermojacke alles dabei und das war auch gut so (Einzig die Thermohose kann ich nachträglich als überflüssig bezeichnen, aber man weiß ja nie…). Wer sich hier zu fein ist, die Trikottaschen auszubeulen, wird mit ziemlicher Sicherheit für seine Eitelkeit bezahlen (siehe 2. Etappe hoch zum Pico de Arieiro). Eigentlich hasse ich es ja auf dem Rennrad mit Rucksack durch die Gegend zu fahren, aber eben aufgrund des unberechenbaren Wetters um diese Jahreszeit und der herannahenden Erkältung beschließe ich am Montag doch mit leicht gepacktem Rucksack zu fahren. Eine weise Entscheidung wie sich sofort herausstellen wird. Zurück in die Gegenwart: Nach einem kurzen Intermezzo bergab geht es noch einmal 3 km mit durchschnittlich 8,1 % zur Abzweigung bei Galo. Ich schaue auf die Karte und stelle fest, dass die letzen 9 km mich immerhin auf 615 m gebracht haben. Da Ribeira Brava aber wieder ganz unten am Meer liegt und für heute genug habe (ein Berg kommt ja noch), definiere das Ziel neu auf Cabo Girão. Das Cabo Girão liegt auf ca. 600 m und gehört zu einer der höchsten Steilküsten der Welt.
Egal ob der Superlativ tatsächlich zutrifft oder nicht, der Ausblick von da oben ist auch an einem so trüben Tag wirklich gigantisch. Am Geländer des Aussichtspunkts stehend schießt der Blick senkrecht in die Tiefe auf das Meer und die Bananenplantagen. Wie gesagt, es war an diesem Tag sehr wolkig, aber es lohnt sich auf jeden Fall zu warten, denn von einer Minute auf die andere hat man freie Sicht hinunter oder in die Ferne, bevor kurz darauf wieder alles im Dunst verschwindet. Für den Rückweg nach Câmara de Lobos wähle ich wie gesagt die ER229-1, die bei Garachico rechts abzweigt. Die folgenden 5 km bergab haben es in sich. Die Straßenqualität und der Regen lassen leider keine rasante Abfahrt zu, außerdem geht es die meiste Zeit durch Wohngebiet. Durchschnittlich sind das hier 12 % runter nach Câmara de Lobos und längere 15 % Passagen sind immer wieder dabei. Aus Rücksicht auf Felgen und Bremsen mache ich einen kurzen Zwischenstopp: immerhin gehört das Rad ja nicht mir… Wer hier mit einem Satz Carbonfelgen unterwegs ist könnte Probleme bekommen denke ich mir schmunzelnd. Zurück in gönne ich mir den verdienten Café com leite (Milchkaffee) an der schönen Hafenpromenade. Der nächste kleine Regenschauer erwischt nur das an die Mauer gelehnte Rad ohne Fahrer – der schlürft im Trockenen unter einem zweckentfremdeten Sonnenschirm seinen Milchkaffee und geniesst den Blick auf die Boote und die flanierenden Leute. Um das mit dem Regen noch einmal zu relativieren, weil es vielleicht einen negativen Eindruck vermittelt: ich denke die ganze Szene spielt trotz Regens bei angenehmen 20°C – also kein Grund zu nörgeln auch wenn Sonne mir natürlich lieber wäre. Kurze Zeit später ist genau diese Sonne dann zurück, während ich schon wieder auf dem Weg hoch Rocha Alta bin. Während der Blick auf das Meer und die Ilhas Desertas immer klarer wird habe ich es geschafft. Ca. 60 km und sage und schreibe gut 1700 Höhenmeter, das findet man selbst in den Alpen nicht an jeder Ecke. Auf Madeira ist aber auch meistens nicht nur die Summe der Höhenmeter einer Tour entscheidend, sondern die Tatsache, dass es dabei oft ständig bergauf und bergab geht. Dabei sind dann die Steigungen zumeist extrem knackig. Ein interessanter Wert ist dabei die durchschnittliche Steigung der Touren (Höhenmeter bergauf bezogen auf die Gesamtstrecke). Dieser Wert liegt auf Madeira extrem hoch. Für diese Tour sind es ca. 2,8 %, für den „Prolog“ sind es 3,9 %. Laut Rainer liegt der Schnitt auf Madeira bei ca. 3 % – das ist extrem hoch!
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