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(Samstag 26. September 2009) Tour de Doubs (Schweiz, Jura / Frankreich, Franche Compte)Übersicht:
* Diese Steigung entspricht Höhenmeter bergauf bezogen auf die gesamte Distanz. Je höher der Wert, desto anspruchsvoller.
Höhenprofil: (Preview mit Mausklick öffnen) Karte (statisch): (Preview mit Mausklick öffnen) Karte (interaktiv, Google Earth): Download fuer GPS (gpx als zip-Archiv): Erlebnisbericht: Das letzte September Wochenende 2009 bietet noch einmal Sonne pur und gute 20°C. „Für die Jahreszeit zu warm“ heisst es bei solchen Wetterlagen dann immer. Hey Leute: es ist Spätsommer und kalt wird es noch früh genug. Auf jeden Fall befinde ich die Temperatur ideal für meine schon lange in der Computerschublade liegende Tour durch den Schweizer Jura. In 1 bis 2 Wochen kann es ja schon zu spät sein, denn auf den Höhenzügen des Schweizer Jura befindet man sich immer wieder längere Zeit auf ca. 1000 m über dem Meer. Da kann es ab Anfang Oktober dann doch schon recht zugig werden. Als ich mich kurz nach Mittag in mein Auto setzte um den Ausgangspunkt der gut 100 km langen Tour anzusteuern ist eines: leider breche ich auch an diesem Tag mal wieder viel zu spät auf. In der Arbeit muss ich auch noch „schnell“ vorbei schauen. Das mit dem schnell“ wäre gut, funktioniert aber mit der Arbeit aber genauso wie auf dem Rad nicht immer. Dazu kommt dann an diesem Wochenende in Basel noch der sogenannte „Stücki-Samstags-Eröffnungsstau“. Es ist einfach immer wieder erstaunlich wie lange manche Menschen freiwillig im Stau stehen nur um sich in ein neues Einkaufszentrum zu stürzen… Leicht irritiert schaffe ich es letztlich doch mich an der Blechschlange vorbeizumogeln und komme Punkt drei Uhr Nachmittag am Ausgangspunkt meiner Tour in St. Ursanne an. Nicht eben gerade wie geplant setzte ich mein Rad dann kurze Zeit am frühen Nachmittag in Bewegung. Als ich St. Ursanne gerade hinter mir lasse blicke ich auf meinen GPS: „Sonnenuntergang 19:28 Uhr“ steht da. Verflixte Technik – früher wäre ich einfach losgefahren und hätte – ohne Kenntnis des genauen Sonnenuntergangs – gesagt „des passt schon no“. 4 Stunden für 100 km ist ja eigentlich keine Hexerei. Andererseits fühle ich mich heute nicht topfit und eigentlich wollte ich die vielleicht letzte längere Tour des Jahres mal so richtig gemütlich angehen lassen… eben mit Café-Stopp und so. Da es aber erst nach dem ersten Drittel der Tour kurz hinter St. Hippolyte richtig happig wird, schreibe ich die geplante und geliebte Cafépause in St. Hippolyte beim losfahren schon mal ab und genieße halt dafür etwas mehr die Landschaft im vorbei fahren. Und geniessen sollte man die Landschaft in diesem Teil des Doubstals für wahr – mit oder ohne Coffein. Im ersten Abschnitt meiner Tour ist der Doubs mein ständiger Begleiter. Die Strecke bis St. Hippolyte führt mit ständigem Blick auf den kleinen, malerischen Fluss durch ein tief eingeschnittenes Tal. Es ist zwar immer leicht hügelig, aber man fährt hier flussabwärts und folglich geht es eben mehr runter als rauf. Die 30 km bis St. Hippolyte fliege ich förmlich das Tal hinab. Immer wieder kreuzt die Strasse dabei den Doubs und man hat tolle Blicke hinauf zu den steilen Felsen die das Tal begrenzen. Von „Verkehr“ mag ich auf diesem ersten Teil der Strecke an diesem Samstag mal nicht sprechen, denn Autos bekomme ich glücklicherweise kaum zu Gesicht. Ich möchte mal vermuten, dass hier nicht immer so wenig los ist… Bei dem Blick auf den gemächlich dahinfliessenden Doubs möchte ich mein Rad gedanklich für einen Moment gerne gegen ein Kanu eintauschen. Kurze Zeit später verwerfe ich diesen Gedanken dann allerdings ganz schnell wieder. Den ersten Anstieg kurz hinter St. Hippolyte mit einem Kanu in Angriff zu nehmen wäre dann vielleicht doch hart. Übrigens mit ich an dieser Stelle dann doch noch einmal „coffeintechnisch“ nachkarten: Das kleine, nette Örtchen St. Hippolyte hätte wirklich einen Caféstop verdient. Es ist eine Schande hier einfach nur durchzufahren. Nach einem erneuten, kurzen Blick auf die Uhr bleibe ich allerdings hart, biege links im Ort auf die D437 Richtung La Chaux-de-Fonds und begebe mich ohne Pause in den ersten Anstieg des Tages. Dabei macht mir nach kurzer Zeit weniger die Steigung zu schaffen (hätte man die vielleicht doch mit dem Kanu bewältigen können …?), sondern vielmehr der motorisierte Verkehr (vielleicht wäre wenigstens ein Kanupaddel gut, um es dem einen oder anderen motorisierten Verkehrsteilnehmer um die Ohren zu hauen …?). Kurz vor dem Erreichen des ersten „Gipfels“ habe ich genug von den Rasern und dem Lärm und beschliesse links auf die kleine Strasse Richtung Montandon abzubiegen. Laut meinem GPS trifft die D225 nach ca. 10 km bei Trévillers wieder auf meine ursprünglich geplante Route und das grosse Umwege auf viel kleineren Strassen. Also dann: Blinker links und… Bingo! Selige Ruhe macht sich breit während ich auf der kleinen Nebenstrasse die safte Steigung nach Montandon in Angriff nehme. Das kleine Strässchen steigt hinter den beschaulichen Weiler noch weiter leicht an bis auf ca. 850 m. Es geht wobei an Kuhweiden und kleinen Bauernhöfen, bevor ich an einer Kreuzung an einem Waldrand scharf links abbiege und mich auf eine kurzen Abfahrt hinunter nach Trévillers wieder erholen kann. Bei Trévillers geht’s dann wie ursprünglich geplant weiter Richtung Saignelégier. Eigentlich befinde ich mich hier ja jetzt auf einer sogenannten Hochebene, aber irgendwie ist eben nicht alles eben was eben heisst. Die 2 bis 3 % Steigung sieht man der Strecke irgendwie nicht an, nur ein Blick auf den Tacho verrät mir, dass es auf der Strecke bis Fessevillers definitiv nicht so flach ist, wie es den Anschein macht. Bei Fessevillers habe ich es aber dann geschafft und die erste, wohlverdiende Abfahrt des Tages steht an. Zwischen Fessevillers in Frankreich und dem nächsten Zwischenziel Saignelégier in der Schweiz gilt es nämlich wieder einmal den Doubs zu überqueren. Der Doubs markiert hier eine natürliche Grenze zwischen den beiden Ländern Frankreich und Schweiz und schlängelt sich durch ein tief eingeschnittenes Tal Richtung St. Ursanne. Da der Fluss bei St. Ursanne, also dem Ausgangspunkt meiner Tour eine Knick von fast 180° befinde ich mich jetzt paradoxerweise am Oberlauf der Doubs, obwohl ich von St. Ursanne am Anfang flussabwärts fuhr. Und da hier, zwischen den beiden Orten Fessevillers und Saignelégier auf den Jura Hochebenen eine imposante Talbrücke fehlt, steht mir an der Corniche de Goumois eine rasante Abfahrt, gefolgt von einem wahrscheinlich weit weniger rasantem Anstieg bevor. Im Endeffekt gestalte ich die Abfahrt hinunter nach Goumois aber dann doch eher entspannt, denn viel zu schön sind die Ausblicke die das Doubstal hier zu bieten hat. Unten angekommen überquere ich im kleinen Grenzdorf Goumis nicht nur den Doubs, sondern auch wieder die Landesgrenze. Der Rest meiner Tour verläuft nun wieder auf Schweizer Boden. Direkt am Ortsausgang von Goumois lassen es die guten Eidgenossen dann auch strassentechnisch gleich mal wider so richtig krachen. Die folgenden Kilometer durch den Wald hoch nach Saignelégier, ganz oben auf der nächsten Jurahochfläche, sind deutlich anspruchsvoller als die erste Steigung des Tages bei St. Hippolyte. Und nach bereits gut 55 km in Beinen erscheinen die durchschnittlich ca. 7 % Steigung auf den folgenden 5 Kilometern noch einmal etwas steiler. Unbeirrt bleibe ich jedoch meinem heutigen Motto treu und nehme die Steigung so locker wie es eben möglich ist wenn es stetig bergauf geht. Dass es dabei jetzt am Spätnachmittag trotz Sonne schon etwas kühler ist, kommt mir gar nicht so ungelegen: ideales Kletterwetter! Während ich einige Zeit später dann das Ortschild von Saignelégier passiere, versinkt hinter mir bereits die Sonne hinter dem aufsteigenden Nebel. Obwohl es noch gar nicht so spät ist setzt auf der folgenden Flachpassage nach Montfaucon bereits die Dämmerung ein. Nachdem ich den Anstieg hinter mir gelassen habe läuft es zwar nun wiederrecht flott, aber so richtig spritzig fühle ich mich dann doch nicht mehr. Das Höhenprofil meiner Touren habe ich glücklicherweise immer ganz gut im Kopf. So wie diese Tour hier geplant war steht nun zwischen mir und meinem Auto noch ein weiteres „ab und auf und ab“, nämlich noch einmal runter zum Doubs nach Soubey, rauf nach Epauvillers und erneut runter zum Ziel. Auf diese letzte Kletterpartie könnte ich eigentlich gut verzichten und so beschliesse ich mir den letzten Anstieg zu sparen. Wahrscheinlich gibt es von Soubey eine flache Alternative entlang des Doubs. Zufrieden mit diesem Plan stürzte ich mich bei Montfaucon in die Abfahrt hinunter nach Soubey. Die durchschnittlich 8 % auf den folgenden 5,5 Kilometern lassen wirklich Fahrspass pur aufkommen. Man muss allerdings eine Vorliebe für enge Kehren haben, denn die Strasse hinunter ins Tal überwindet die 500 Höhenmeter ganz schon kurvig. Unten in angekommen in Soubey stelle ich allerdings ganz schnell ernüchtert fest, dass es die von mir favorisierte flache Alternative nach St. Ursanne nicht gibt. Offen gesagt gibt es gar keine alternative Strecke nach St. Ursanne, sondern eben nur die Strecke über Epauvillers. Wie hätte dieser Fehler vermieden werden können? Ganz einfach: ich hätte nur vorher einmal kurz auf den GPS schauen müssen, denn dann hätte ich ganz schnell festgestellt, dass es hier keine Strasse entlang des Doubs gibt. Na da muss ich jetzt dann zwangsläufig also noch durch… oder besser gesagt „drüber“. Naja, immerhin steht da ja nun kein Alpenriese vor mir, sondern nur noch ein Jurahügel mit ca. 270 Höhenmetern und 6% Steigung auf den nächsten 4 Kilometern. Erstaunlicherweise stellt sich bereits nach wenigen Minuten ein flüssiger Tritt ein und der finale Anstieg macht richtig Spass trotz der bereits hinter mir liegenden 1100 Höhenmeter. Mitverantwortlich für diesen Umstand ist mit Sicherheit die abendliche Idylle entlang der kleinen Landstrasse. Es ist gerade einmal kurz vor 7 Uhr, aber im Prinzip gehört die Strasse mir. Ungefährdet kann ich so die Abendstimmung geniessen und den Blick noch einmal hinunter zum Doubs und über den Jura streifen lassen. Einziger Schönheitsfehler: bei der abschliessenden Abfahrt hinunter nach St. Ursanne muss ich deutlich mehr bremsen als mir lieb ist, denn in den Laubwäldern ist es mittlerweile schon praktisch stockdunkel. Als ich mein Auto in St. Ursanne kurze Zeit später erreiche und auf die Uhr schaue ist es 19:37 Uhr. Hier in St. Ursanne ist die Sonne ist hinter den Bergen des Jura längst untergegangen und auch die Abenddämmerung gibt nicht mehr viel Licht her. Gerade noch der Dunkelheit entronnen? Total abgehetzt? Fehlanzeige! Es war die erhoffte, gemütliche Tour … auch ohne den Caféstopp. |
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