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(Donnerstag 18. März 2010) CentovalliÜbersicht:
Höhenprofil: (Preview mit Mausklick öffnen) Karte (interaktiv, Google Earth): Download fuer GPS (gpx als zip-Archiv): Erlebnisbericht: Nach 3 Tagen Trainingslager sollte man ja eigentlich eine Pause machen, so hört man es oft. Die Regel lässt allerdings den Spassfaktor ausser Acht. So ist es dann auch gut, wenn man sich nicht immer an alle sogenannten Regeln hält, denn statt dieser Tour durch das Centovalli am vierten Tag eine Tag Paus zu machen wäre wirklich sträflich. Ausserdem habe ich ja noch meine „Allzweckwaffe“ gegen Übertraining, die da heisst „immer locker bleiben und geniessen“. Das Höhenprofil zeigt in der Vorschau zwar die erste nennenswerte, längere Steigung der Woche an, allerdings stehen bei dieser Tour auch nur insgesamt knapp 70 km auf dem Programm. Da spricht dann also auch alles dafür auszuschlafen, geruhsam und ausgiebig zu frühstücken. Erst gegen Mittag nehme ich die Strasse unter die Räder und verlasse Locarno in Richtung Vale Maggia nach Norden. Der Himmel zeigt hohe Schleierwolken und die Sonne hat es den ganzen Tag über schwer sich durchzusetzen. Allerdings hat es über Nacht dank der Wolken auch nicht stark abgekühlt und so ist es mit 16 °C angenehm warm. Aus Locarno heraus bis Ponte Brolla rolle ich mit der ortsüblichen Blechlawine. Als sich die Strasse bei Ponte Brolla jedoch ins Centovalli und in Maggiatal verzweigt, passiert etwas völlig unerwartetes: Ich bin der einzige der hier der Hauptstrasse folgt und ins Centovalli fährt. Die besagte Blechlawine bewegt sich in die Sackgasse des Maggiatals. Wo wollen die bloss alle hin? Was gibt es da hinten denn so Wichtiges? Bei Cavigliano schaue ich mich nochmals verdutzt um… immer noch kein Auto hinter mir. Und das bleibt dann auch fast unverändert so bis zur nächsten Abzweigung etwa 20 Kilometer weiter bei Malesco. Nur sporadisch muss ich die Strasse mit einem Auto teilen, sonst gehört das sich durch das Tal windende Asphaltband praktisch mir allein. Vom angehenden Frühling hat die Natur hier noch nicht viel mitbekommen. Die Schneegrenze hat sich zwar bereits weit in Höhe zurückgezogen, aber einzig einige Schlüsselblumen bereits gegen den langen Winter durchgesetzt. Dennoch ist die Fahrt durch das Centovalli auch um diese Jahreszeit eine wahre Freude. Die verschneiten Bergspitzen links und rechts bilden eine schon fast kitschige Kulisse für eine genial abwechslungsreiche Strassenführung. Dazu die einmal im Zick-Zack und dann wieder parallel zur Strasse verlaufende Centovalli Bahn: das alles zusammen hätte auch ein Modellbauer nicht besser formen können. Nur bei Intragna geht es für einige hundert Meter durch den Ort sehr steil bergauf. Ansonsten nehme ich die stetige Steigung der Strasse durch das Centovalli kaum wahr. Mein subjektiver Eindruck lässt sich auch objektivieren: auf den fast 28 Kilometer von Locarno bis Malesoco liegt die Durchschnittssteigung deutlich unter 2 %. Die teils filigranen und gewagt wirkenden Konstruktionen Stahlkonstruktionen der Eisenbahnbrücken der Centovalli-Bahn entlang der Strecke bilden sorgen immer wieder für einen Blickfang. Auch die Kathedrale in dem kleinen Weiler Re wirkt beeindruckend. Bei Malesco verlasse ich das schöne Centovalli und biege im Ort von der SS337 links auf die SS631 in Richtung Cannobio ab. Sofort fallen mir 2 Dinge auf: erstens hier war bis vor kurzem noch ganz schön viel Winter und zweitens der Verkehr. Oder besser gesagt der nicht vorhandene Verkehr. Wenn auf der Strasse durch das Centovalli bis jetzt wenig los war, dann ist hier im Valle Cannobina aber auch gleich fast gar nix mehr los. Rennradlers Traum ! Da sind mir die Schneeberge neben der Strasse nun wirklich egal. Ich sollte aber vielleicht noch dazu sagen, dass die Topographie kurz hinter dem Ortsausgang von Malesco dann doch geringfügig anspruchsvoller wird. Kurzzeitig messe ich hier bis zu 17 %. Glücklicherweise liegt Malesco bereits auf 764 m und daher ist der finale Anstiegt zur Passhöhe bei Finero sehr kurzweilig. Nicht einmal ganz 1000 m über dem Meer liegt der höchste Punkt meiner Tour, aber ein halber Meter Schnee links und rechts der Strasse lassen hier den ersten Frühlingsboten noch keine echte Chance. Immerhin, die Temperatur ist bei Sonne und mittlerweile blauem Himmel auch hier oben schon recht angenehm. Während ich langsam über den Kulminationspunkt rolle, geht mein Blick beeindruckt nach unten ins vor mir liegende Tal. Ich ignoriere die Sonne und setzte angesichts der Abfahrt mein Stirnband auf. Keine schlechte Idee wie sich bald zeigen sollte, denn was nun folgt ist eine geniale, nicht enden wollende Abfahrt Richtung Cannobio. Die anfangs noch recht breite Strasse verengt sich bereits nach einigen Kilometern soweit, dass gerade noch ein Rad und ein Auto aneinander vorbeikommen. Gut dass ich mit dem Rad unterwegs bin – das macht die Sache dann doch einfacher :-) Kurvenschneiden ist dennoch absolut tabu, denn die meisten Kurven kann man ganz schlecht einsehen. Diese Abfahrt ist aber ohnehin etwas zum geniessen und nichts zum runter heizen. Was man hier auf jeden Fall gut üben kann ist Kurven fahren – gerade Passagen Fehlanzeige. Glücklicherweise kommen mir gerade einmal ein halbes Dutzend Autos entgegen. Eigentlich aber auch nicht verwunderlich, denn wer hier mit dem Auto hochkommt muss schon einen verdammt guten Grund haben. Viele Menschen leben nicht in dem ca. 20 Kilometer langen Tal und eine wichtige Verkehrsachse ist das hier auch nicht gerade. Alles in allem eine geile Abfahrt, die einfach nicht enden will. Ich fühle mich fast so, als wäre ich von der Spitze eines 2000er gestartet. Vielleicht sollte ich nicht ganz so übertreiben, denn unten am See bei Cannobio ist der Abfahrtsspass dann natürlich doch beendet. Wobei der Spass noch nicht zuende ist, denn mit einer leichten Brise im Rücken fliege ich förmlich zurück nach Ascona. An der Grenze zur Schweiz muss ich mich schon fast dazu zwingen langsamer zu werden, denn (Erfahrung von früher :-) Grenzbeamte haben es gar nicht gerne, wenn man sie mit einer zu hohen Geschwindigkeit quasi ignoriert. Ein freundliches Lächeln kombiniert mit einem „Buon Gioro“ hilft in diesem Fall allerdings bei der problemlosen Hochgeschwindigkeits-Passage. Was dann natürlich nicht fehlen darf ist der Abschluss-Cappuccino in Ascona, dann ist auch diese Tour leider schon wieder vorbei. A domani! |
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