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(Samstag 15. November 2008)
Tour de Lac Leman (Schweiz, Vaudoise)
Übersicht:
Montreux - Evian-Les-Bains - Yvoire - Geneve - Lausanne - Vevey - Montreux |
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Distanz |
173,44 km |
Höhenmeter bergauf |
408 hm |
Durchschnittssteigung * |
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Profilcharakter |
Sehr flach |
Lanschaftliche Höhepunkte unter anderem |
Von der Ostspitze des Genfer See sehr schöne Blicke auf die "Rochers de Naye" in der Schweiz. auf der französischen Seite vor allem Yvoire. Auf der Schweizer Seite Genf und die vielen kleinen, malischen Orte am Nordufer des Genfer See. Die Strecke zwischen Lausanne und Vevey führt teilweise mitten durch die Weinberge (Lavaux) und bietet wiederum fantastische Blicke auf die Französischen Alpen der Savoie. Man passiert sehr viele Schlösser, Burgen
und Landsitze
an der gesamten Strecke in der Schweiz und Frankreich. In Montreux beeindrucken die vielen schönen, alten Hotels an der Uferpromenade. Nach der Tour sollte man auch einmal im Casino vorbeischauen. |
Sonstiges |
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* Diese Steigung entspricht Höhenmeter bergauf bezogen auf die gesamte Distanz. Je höher der Wert, desto anspruchsvoller.
Ort |
KM |
Höhe |
MONTREUX |
0,00 km |
359 m |
Villeneuve |
4,91 km |
371 m |
Bouveret |
13,83 km |
386 m |
Saint-Gingolph (Grenze CH-F) |
17,60 km |
387 m |
Meillerie |
24,55 km |
388 m |
Evian-Les-Bains |
34,40 km |
376 m |
Thonon-Les-Bains |
44,66 km |
423 m |
Sechex |
50,94 km |
415 m |
Sciez |
55,21 km |
396 m |
Excenevex |
59,33 km |
393 m |
YVOIRE |
62,43 km |
390 m |
Messery |
66,01 km |
429 m |
Hermance (Grenze F-CH) |
73,11 km |
387 m |
Anieres |
76,41 km |
400 m |
Collogne |
79,76 km |
407 m |
GENEVE |
87,26 km |
376 m |
Bellevue |
93,09 km |
378 m |
Versoix |
96,63 km |
382 m |
Coppet |
101,05 km |
377 m |
NYON |
109,44 km |
373 m |
Dully |
116,17 km |
388 m |
Rolle |
120,70 km |
375 m |
Allaman |
125,98 km |
391 m |
Saint-Prex |
131,29 km |
379 m |
Morges |
136,30 km |
374 m |
LAUSANNE |
145,45 km |
379 m |
Ouchy |
147,92 km |
376 m |
Lutry |
152,58 km |
377 m |
Cully |
156,88 km |
382 m |
Rivaz |
161,15 km |
387 m |
Saint-Saphorin |
162,61 km |
387 m |
VEVEY |
166,39 km |
381 m |
La-Tour-De-Pleiz |
168,64 km |
386 m |
Clarens |
171,60 km |
383 m |
MONTREUX |
173,44 km |
359 m |
Höhenprofil:
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Karte (statisch):
(Preview mit Mausklick öffnen)
Karte (interaktiv, Google Earth):
Download fuer GPS (gpx als zip-Archiv):
Tour de Lac Leman
Erlebnisbericht:
Es ist ein sonniger Samstagmorgen Mitte November. Auf den
Gipfeln der Alpen um Montreux liegt bereits der erste Schnee. Würde dort oben kein Schnee liegen und wäre
die Höchsttemperatur für heute nicht mit 10°C angesagt, so würde ich meine
anstehende Vélo-Tour sicherlich über ein paar der Pässe in der Umgebung führen. Flaches Land ist zum Radln nicht unbedingt
mein Lieblingsterrain. Aber soviel schon einmal vorweg: wenn einen die
Jahreszeit schon dazu zwingt, weiter unten in tieferen Gefilden die Runden zu
drehen, dann ist die Tour um den Genfersee mit Sicherheit eine super
Alternative. Die Berge und das Wasser hat man bei der Umrundung des Sees fast immer
im Blick und so kann man dann auch schon einmal vom nächsten Sommer träumen.
Montreux und sein Casino habe ich bereits am Vortag
erkundet. Ein Spaziergang entlang der Uferpromenade lohnt sich auf jeden Fall -
nicht nur für Fans von Freddy Mercury. Dessen Statue am See zählt wohl zu den
kleineren, aber bekannten Sehenswürdigkeiten in Montreux. Vor allem die vielen
alten Hotels aus der Belle-Epoque, die sich entlang der Grand Rue befinden,
verleihen der Stadt ihren charakteristischen Charme. Sehr schön ist auch die
alte Markthalle (erbaut Ende 19. Jahrhundert) und die alte Stadtkirche
Saint-Vincent etwas oberhalb der Stadt. Sie stammt wahrscheinlich aus dem 11.
Jahrhundert. Die kleine Kirche ist im Übrigen auch auf dem Stadtwappen von
Montreux dargestellt.
Ich starte meine Tour um den See herum kurz vor 10 Uhr Vormittag
am Office du Tourisme, im Stadtzentrum von Montreux Richtung Süden. Der Weg
führt mich zunächst auf der Bundesstrasse 9 aus der Stadt heraus Richtung
Villeneuve und Aigle. Noch ist es eiskalt und ich bin wirklich froh um jede der
4 Schichten, die ich angezogen habe. Kurz hinter der Stadtgrenze von Montreux
passiere ich mit dem über 850 Jahre alten Schloss Chillon die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit
der näheren Umgebung von Montreux. An einen Besuch ist natürlich nicht zu
denken, denn immerhin liegen noch ca. 170 km vor mir und die Tage im November
sind ja doch schon sehr kurz. Meine GPS zweigt mir das dann auch noch ganz
nachdrücklich auf dem Display: Sonnenuntergang 17 Uhr, also in nicht einmal
mehr 7 Stunden. Und in ein Radrennen soll das ja hier auch nicht ausarten. Trotz
der kurzen Zeit habe ich vor, die Runde mit ihren wunderschönen Ausblicken auf
den See und ihren Zweitausendern als
Kulisse zu geniessen.
Morgensonne über den Französischen Alpen: Blick von der Uferpromenade in Montreux Richtung Haute-Savoie
Alte Pracht an der Haupstrasse durch Montreux: Das Grand Hotel Suisse ist eines von vielen traditionsreichen Häusern in Montreux aus der Belle Epoque Hotel, gebaut im Jahr 1870.
EIn weiteres Hotel aus der Belle Epoque in Motreux: Das Fairmont Palace, gebaut 1906
Blumenpracht im Mitte November an der Uferpromenade des Genfersee
Blick vom Music- and Convention-Center in Montreux zurück Richtung Casino und Zentrum
Tagesanbruch in Montreux: Blick Richtung Clarens
Blick über den Park des "Le Petit Palais" in Montreux zum "Le Grammont" (Haute-Savoie)
Saint-Vincent, die Stadtkirche von Montreux
Saint-Vincent, Stadtkirche von Montreux
Bei Saint-Vincent: Platz vor der Kirche
Blick von Saint-Vincent Richtung Weinbauregion Lavaux
Blick von der Uferpromenade beim Casino in Montreux Richtung Haute-Savoie
Blick von Montreux (Vielle Ville) Richtung Haute-Savoie
Um auf die französische Seite der Rhône zu gelangen hatte
ich eigentlich geplant entlang der Hauptstrasse über Noville und Chessel nach
St.-Gingolph zu fahren. Das erscheint zunächst als Umweg, den Chessel liegt
bereits ein gutes Stück entfernt vom See Richtung Süden. Allerdings befindet
sich beim ersten Blick auf eine Strassenkarte auch die nächste Brücke über die Rhône.
Aber Strassenkarten sind ja nicht immer ideal zur Planung von Radtouren und so
habe ich Glück. Kurz hinter den Château Chillon komme ich mit einem Radler aus
der Gegend ins Gespräch. Er möchte entlang der Rhône nach Aigle und kennt die Radwege
durch das. Er weiss auch, wie man hier am besten und schönsten nach Frankreich kommt.
An der Brücke über die Rhône, die sich kurz vor Bouveret befindet, endet die
nette Bekanntschaft dann und unsere Wege trennen sich wieder. Eine
landschaftlich - und menschlich - wirklich lohnenswerte Abkürzung. Kurze Zeit
später habe ich den Hafen von Bouveret erreicht. Hier, nur einen Steinwurf von
der französischen Grenze entfernt, ist der Winter bereits angekommen. Ein
verlassener Yachthafen mit schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund. Wunderschön
glitzert der Gipfel des Rochers de Naye in der Vormittagssonne.
Einige Minuten später habe ich französischen Boden unter den
Rädern. Der erste Teil dieser Strecke vom Grenzort St.-Gingolph bis Lugrin ist
nicht unbedingt sehr aufregend. Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist auf
dieser Strasse doch recht starker Autoverkehr wobei man aber den in der Schweiz
sonst üblichen Radstreifen auf der französischen Seite des Sees leider (fast) nicht
antrifft. Zum anderen ist der Blick auf den See häufig durch dichte Büsche
versperrt. Linker Hand ragen die Berge zwar fast senkrecht in die Höhe, doch
der Anblick ist in diesem Moment angesichts der tief hängenden Wolken weder
sehr spektakulär, noch sehr beruhigend. Immerhin kann ich mir die Situation
aber doch recht gut „schön reden“, denn im gleichen Augenblick bin ich jetzt
auf jeden Fall froh, die Alternative einer Tour durch das Val d’Abondance, das
dort oben verläuft, gestern Abend verworfen zu haben. Die Wolken über mir
hängen grob geschätzt auf etwa 700 m. Abondance liegt auf etwa 1000 m und um
dort hinzukommen muss man über den 1369 m hohen Pas de Mongris: nein danke, das
muss nicht sein.
Kurz hinter Lugrin wird es dann wieder etwas netter. Der
Verkehr auf der Route Nationale N5 ist zwar immer noch recht stark, aber jetzt
fährt man wieder direkt am See entlang mit freiem Blick über dass Wasser,
hinüber ins Waadt. Lausanne, das hier direkt gegenüber liegt kann man jedoch im
leichten Dunst nur erahnen. Mit Évian-les-Bains passiere ich denjenigen, alt-
ehrwürdigen Badeort des Genfersees, den
wohl die meisten Menschen zumindest aufgrund seines Mineralwassers kennen.
Viele alte Hotels und das Casino säumen die schöne Strasse entlang des Sees durch Évian. Für eine Pause oder eine kleine
Besichtigung bleibt jedoch heute, wie auch in den anderen schönen Orten und
Städten, keine Zeit. Weniger reizvoll, selbst mit dem Rennrad, ist dann die N5
zwischen Évian-les-Bains und Thonon-les-Bains. Eine vierspurige Strasse mit
extrem viel Verkehr. Leider gibt es auf diesem Abschnitt unten am See keine
Alternative, da hier die nächste Brücke über die Dranse führt. Kleiner Tipp als Alternative: Fährt man bereits
bei Lugrin etwas den Berg hoch Richtung Maxilly-sur-Léman und dann weiter
oberhalb von Évian über Neuvecelle und Pulbier sollte man der Blechlawine der
N5 entkommen können. Ich verabschiede
mich am Kreisverkehr kurz vor Thonon (Concise) dann aber auch endlich für
längere Zeit von der lärmenden Route Nationale. Auf einer kleinen Strasse rolle
ich Richtung Altstadt hinunter zum See. In Thonon drehe ich vom Rathaus aus
eine kleine „Ehrenrunde“ durch die fast verlassene Fussgängerzone. Sicherlich
wäre auch Thonon-les-Bains einen keinen Stadtbummel wert. Das anschliessende Teilstück
von Tonon-les-Bains führt über Anthy-sur-Léman auf einer wirklich schönen
Nebenstrasse nach Port de Sciez. Um von hier aus zum schönsten Teilstück auf
der französischen Seite des Lac Léman zu kommen muss ich leider noch einmal ganz
kurz hoch auf die N5 – wieder einmal gibt es hier keine Alternative. Kurz die
Luft anhalten und nach nur einem Kilometer kann ich mein Vélo bei Sciez nach
rechts Richtung Excenevex / Yvoire auf die weit weniger befahrene D25 lenken.
Endlich Ruhe ! Obwohl… das gilt wohl auch nur um diese Jahreszeit. Im Sommer
sind hier doch einige Menschen unterwegs, unter anderem zum Beispiel zum feinen
Sandstand bei Excenevex oder zum malerischen Ort Yvoire. Am praktisch
menschenleeren Strand bei Excenevex lege ich dann auch die erste kurze Pause
ein. 15 oder 20 Grad mehr und es würde mir sicherlich deutlich schwerer fallen,
nach 10 Minuten wieder zurück in den Sattel zu steigen. Vorbei an einigen
schönen Landsitzen geht es auf der D25 nach Yvoire. Für den über 700 Jahre
alten Ort auf der Halbinsel am Südufer des Genfersees sollte man sich in jedem
Fall ein paar Minuten Zeit nehmen. „Yvoire se visite a pied – Interdit a tous
vehicules“ steht auf einem Schild neben dem Stadttor “Porte de Rovorée”. Will
sagen: “Yvoire besichtigt man zu Fuss – Verboten für alle Fahrzeuge”. Das
Schild hat seine Berechtigung, denn ich kenne Yvoire bereits gut von einem
früheren Urlaub. Erstens sollte man sich wirklich Zeit nehmen um Yvoire zu
erkunden und zweitens kommt man hier wegen der vielen Besucher unter normalen
Umständen auf dem Rad mit Sicherheit nicht
gut voran. Zumindest der zweite Punkt wäre heute kein Grund, um nicht mit dem
Rad durch die Grad Rue zu fahren. Die Szene am frühen Samstagnachmittag
erinnert eher an ein verlassenes, charmantes Dorf in der Provence, als an einen
quirligen Touristenort am Genfersee. Nur die zahlreichen Schilder an den
Geschäften und Restaurants, sowie die Postkartenständer vor den Souvenirgeschäften
erinnern an den Trubel, der hier sonst herrscht. Noch ein kurzer Blick hinunter
zum Château Médièval aus dem 14.Jahrhundert, dann verlasse ich Yvoire durch die
Porte de Nernier wieder. Mein Weg führt mich nun weiter durch das Bas-Cablais auf
der D25 über Messery und Chens-sur-Léman bis zur Grenze bei Hermance. Ab hier
werden die Weinberge zum prägenden Landschaftsmerkmal für den Rest der Tour. Ernsthaft unterbrochen werden
die Linien der Rebstöcke praktisch nur noch von den Städten Genf und Lausanne.
Bis auf wenige gelbe Blätter und einige übersehene Trauben ist aber um diese
Jahreszeit natürlich nicht mehr viel übrig vom Leben in den Weinbergen. Und
dennoch versprüht diese Landschaft für mich auch jetzt noch einen besonderen
Reiz. Im Hintergrund die Tausender und Zweitausender der als Vorboten der
mächtigen Alpen liegt etwas Ruhiges und Entspannendes in diesen Landschaft mit
Ihren Weinbergen rund um den See. Mittlerweile haben sich die Wolken auch über
der Südseite des Genfersees verzogen, die Herbstsonne taucht alles in ein
warmes, diffuses Licht und ich rausche mit 30 km/h über den Asphalt: Da sagt
noch einmal jemand der Herbst wäre eine triste Sache … so pauschal stimmt‘s dann
eben doch nicht…
Rad- und Fussgängerbrücke über die Rhone bei La Petite Camargue. Im Hintergrund: Rochers de Naye
Am Hafen von Bouveret: Blick über den Genfersee nach Vevey
Am Hafen von Bouveret: Blick über den Genfersee zu den Rochers de Naye
Kleines Chateau direkt an der D1005 bei Lugrin (F): Der Bogen über der Strasse repräsentiert zugleich den einzigen "Tunnel" auf 174 km um den See.
Blütenpracht im November am Hotel de Ville in Thonon-Les-Bains
Menschenleerer Sandstrand am Samstag und bei Sonnenschein bei Excenevex: so etwas gibt es sicher nur im November. Leider zum Baden zu kalt !
Einer der der vielen schönen Landsitze rund um den See (hier bei Yvoire)
Eines der Stadttore von Yvoire (Porte de Rovorée): ohne Touristen sicherlich nur um diese Jahreszeit zu sehen !
In den Gassen von Yvoire (Grand Rue)
In den Gassen von Yvoire (Grand Rue)
Das Schoss von Yvoire (Chateau Médièval) aus dem 14. Jahrhundert
Stadttor von Yvoire: Porte de Nernier
Die Rue du Port in Yvoire führt hinunter zum Hafen: Blick über den See Richtung Nyon und Rolle
Historische Transportmittel der Caves Auguste Fichard in Chens-sur-Léman (Region Chablais, Frankreich)
Nach der Grenze bei Hermance geht es noch etwa 8 km auf der Schweizer
Verlängerung der ruhigen D25 weiter Richtung Genf. Kurz hinter
Collogne-Bellerive treffe ich dann aber wieder auf die ehemaligen N5 aus Frankreich. Der Asphalt hat
wohl die Nationalität gewechselt, aber der Verkehr ist leider der gleiche
geblieben. Auch für einen Samstag ist hier einiges los. Immerhin befinde ich
mich wieder in der Schweiz und das bedeutet: es gibt wieder Radwege ! Von hier
aus hinein in die Stadt gibt es ab Ruth sogar einen schönen und sehr guten
Radweg parallel zur Strasse. Allgemein kommt man auf der gewählten Route direkt
entlang des Sees sehr gut und sicher durch die quirlige Kantonshauptstadt am Südwestende
des Sees. Entweder es gibt einen eigenen Radstreifen in der Strasse oder eben sogar
einen eigenen Radweg. Generell: die Qualität der Radwege um den See ist nicht
nur in Genf, sondern auch generell auf der Schweizer Seite durchweg gut bis
sehr gut. Mit dem Rennrad stehe ich Radwegen sehr oft sehr skeptisch gegenüber.
Was bei einem Radwegen für ein Trekkingrad gut ist oder für ein Mountainbike
überhaupt kein Problem darstellt, ist für Rennrader meist eine Zumutung oder
gar untauglich. Für die Radwege um den Genfersee traf dass zumindest bei dieser
Tour nicht zu. Hier stimmt wirklich fast alles und auch mit dem Rennrad ist der
Fahrspass garantiert.
Zurück nach Genève: Bereits von
weitem ist der Jet d’Eau, eines der Wahrzeichen von Genf, zu erkennen. Als die
bis zu 140 m hohe Wasserfontäne kurz hinter Cologny in mein Blickfeld rückt
zeigt mein GPS bereits zehn vor zwei Uhr Nachmittag an. Kurze Zeit später
passiere ich die Brücke am Ende des Sees, nahe der Altstadt. Hier, wo die Rhône
den Lac Léman wieder verlässt steht für mich nun eindeutig fest, dass ich die
Rückkehr nach Montreux mit Sicherheit nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit
schaffe. An dieser Stelle ist mit etwas weniger als 90 km und 4 Stunden gerade
einmal Halbzeit. Aber wie gesagt: bei allem Training sollte ja auch der Genuss
nicht zu kurz kommen. Für die Reize der Landschaft solle ebenso Zeit bleiben,
wie für das eine oder andere Foto oder den Kaffee zwischendurch. Moment: da
stimmt doch was nicht ? Genau: für den Kaffee war bisher noch keine Zeit. Ich
beschliesse das möglichst bald hinter Genf nachzuholen. Hier in Genf ist es mir
dann doch noch etwas zu früh für eine längere Pause - und ausserdem etwas zu
hektisch. Im Rahmen einer Radtour lösen grössere Städte bei mir fast immer eine
Art „Fluchtreflex“ aus: Der dichte
Verkehr stört mich eigentlich gar nicht so sehr, aber anschauen und geniessen kann
man die städtische Kulisse eben auch nicht weil man sich ja voll auf den
Verkehr konzentrieren muss. Und so habe ich Genf dann auch bald wieder hinter
mir gelassen. Der Radweg aus der Kantonshauptstadt
heraus Richtung Autobahn gehört sicherlich auch nicht zu den Höhepunkten dieser
Tour. Die begleitende Strasse links von mir ist 4-spurig und auch hier ist
einiges los. Ab Bellevue nimmt der Verkehr dann etwas ab und es wird Richtung
Versoix wieder etwas ruhiger und angenehmer. Richtig schön wird es aber erst
wieder auf Höhe des kleinen Ortes Coppet. Bereits die Einfahrt in den
beschaulichen Ort lässt den Puls wieder etwas runterkommen. Ab Coppet sind nun die Weinberge linker Hand
und der See rechter Hand endlich wieder meine Begleiter, die von nun an nicht
mehr aus dem Blickfeld rücken. Und immer wieder thronen auf den Hügeln der
Weinberge kleine Schlösser, wie zum Beispiel das Château de Crans (erbaut 1755
von Antoine-Saladin) zwischen Coppet und Nyon. Fast unscheinbar und langweilig
wirkt dagegen das Gebäude der UEFA am Rande von Nyon, das ich kurze Zeit später
passiere. Fast wie mit einem Lineal gezogen, aber landschaftlich nie langweilig
verläuft nun die Strasse auf den folgenden 11 km von Nyon nach Rolle. Genau in
diesem Städtchen mit seinem schönen Château aus dem 13. Jahrhundert ist es für
mich nach 120 km nun aber endgültig Zeit für eine Café au Lait und eine süsse
Stärkung. Abseits mehr oder weniger klebriger Energieriegel gibt es im Training
und auf einer Tour wie dieser glücklicherweise doch einige Alternativen. Und
für eine frische Wähe - noch dazu mit Birnen - wie hier in der Bäckerei hier
lasse ich jeden Riegel in der Trikottasche stecken.
Am Quai Gustave Ador bei Cologny: Die Silhouette von Genf aus der Ferne zum Wahrzeichen der Stadt: dem Jet d'Eau.
Am Quai Gustave Ador bei Cologny: Die Silhouette von Genf aus der Ferne zum Wahrzeichen der Stadt: dem Jet d'Eau.
Der Jet d'Eau: Blick vom Quai Gustave Ador über die Hafenmole "Jetée des Eaux Vives"
Chateau de Crans (erbaut 1755 von Antoine-Saladin) und Domaine zwischen Coppet und Nyon
Chateau de Rolle aus dem 13. Jahrhundert in der Sonne des späten Nachmittags
Weinberge zwischen Rolle und Allaman am Nordufer des Genfersee am späten Nachmittag
Weinberge zwischen Rolle und Allaman am Nordufer des Genfersee am späten Nachmittag
Weinberge um das Château d'Allaman (Ursprünge aus dem 16. Jahrhundert)
So gestärkt läuft es auf dem
folgenden, 25 km langen Teilstück nach Lausanne wie geschmiert. Der Weg über
Allaman und Saint-Prex nach Lausanne ist auch weiterhin gesäumt von vielen
kleinen Schlössern und Landsitzen inmitten der Weinberge. Aus Zeitgründen fahre
ich nun weiter auf der Nr. 1 und beschliesse erst recht spät, kurz
vor Saint-Prex der markierten Radroute nach Lausanne zu folgen. Fast hätte ich so
den sehenswerten Ort mit seinem schönen Stadttor mit Glocken- und Uhrturm aus
dem 18. Jahrhundert verpasst. Meine Streckenempfehlung im Rückblick: kurz hinter Allaman rechts auf
die Strasse nach Buchillon einbiegen. Das ist kein Umweg, aber sicherlich hat
es hier deutlich weniger Verkehr. Von Saint-Prex aus sehe ich in der Ferne
bereits Lausanne in der Abendsonne leuchten. Nur noch 15 km sind es über
Morges, Préverenges und Saint-Suplice auf der Nr. 1 nach Lausanne.
Allerdings nimmt der Verkehr in Richtung Lausanne ab Morges doch wieder recht
stark zu und sehr aufregend ist das hier landschaftlich nicht. In den Vororten
von Lausanne dominiert das Übliche solcher Gegenden: Triste Einkaufsviertel,
Baustellen und duzende Kreisverkehre.
Zeit einen Zahn zuzulegen um hier schnell wieder rauszukommen. Kurz vor der
Autobahn dann endlich die Erlösung: Mein Weg biegt rechts ab von der
Hauptstrasse Richtung Lausanne-Zentrum. Auf einer kleinen Nebenstrasse geht es
in den Parc Bourget. Immer am Rande des Parks verläuft der Weg rechts vorbei am
Zentrum von Lausanne in den Stadtteil Ouchy. Als ich mit meinem Rad auf dem Quai
d'Ouchy wieder aus Lausanne heraus und Richtung Vevey und Montreux rolle,
versinkt die Sonne im gerade im See. Es ist fünf Uhr Abend und noch sind es
fast 30 km bis Montreux. Ich hatte ja wirklich gehofft es noch vor
Sonnenuntergang zu schaffen, aber vorbereitet auf diese Situation bin ich dann
doch. Schnell sind die Lichter montiert und geht es weiter Richtung gedanklicher
Ziellinie in Montreux. In der Dunkelheit zu fahren stört mich nicht im Geringsten
und unsicher fühle ich mich auch nicht. Ich habe diese Situation bisher zu oft
erlebt, als dass jetzt Hektik aufkäme. Zudem ist auch permanent ein recht
breiter Radstreifen auf der Nr. 9 entlang des Sees vorhanden. Aber eines stört
mich dann doch gewaltig: Die Strassen entlang der Weinberge und durch die
Weinberge des Lavaux gehören sicherlich zum schönsten was diese Tour zu bieten
hat. Das ausgerechnet jetzt hier das Licht des Tages ausgeht ist wirklich
schade. Sicherlich ist auch in der frühen Dämmerung noch etwas vom Reiz dieses
Landstrichs noch zu erkennen und zu erahnen, aber der Abschnitt hätte auf jeden
Fall mehr Aufmerksamkeit verdient. Zudem wäre auch ein kleiner Abstecher hoch
in die Weinberge reizvoll. Strassen, an denen Schilder bis zu 18% Steigung verkünden, üben nach 150 km Flachland
dann doch eine magische Anziehungskraft auf mich aus... Hinzu kommt, dass auf
dem Abschnitt zwischen Lausanne und Vevey, ein Ort schöner ist als der andere:
Lutry, Cully, Rivaz oder Saint-Saphorin um hier nur einige amen zu nennen. Wenn
schon keine Kletterpartie, dann doch wenigstens noch ein Café au Lait in einem
der malerischen Orte mit Blick auf den See. Aber leider ist auch daran nun
wirklich nicht mehr zu denken. Bei Vilette, kurz hinter Lutry biege ich dann aber
doch noch links auf eine der kleine Stassen durch die Weinberge ab. Kein Umweg und
auch keine Abkürzung nach Cully, aber kein Vergleich zu der Strasse Nr. 9, die
jetzt etwa 50 m unter mir verläuft. Zwar ist die Dämmerung fast komplett der
Nacht gewichen, aber der kleine Rest Tageslicht ist bereits genug um die
Schönheit dieser Gegend wahrzunehmen. Wie gemalt schlängelt sich der schmale Weg unter meinen Rädern, der für
den Autoverkehr gesperrt ist, durch die Weinberge. Ein letzter, traumhafter
Blick auf den See und die französischen Alpen dahinter tut sich auf. Keine
Frage: das Lavaux hat eine eigene Tour verdient !
Saint-Prex: Historisches Stadttor mit Glocken- und Uhrturm aus dem 18. Jahrhundert
Blick von der Uferpromenade in Saint-Prex nach Lausanne
Sonnenuntergang am Quai d'Ouchy (Parc du Denantou) in Lausanne
Weinberge an der Route de Lavaux bei Lutry in der Abenddämmerung
Auf einer kleinen Nebenstrasse durch die Weinberge zwischen Lutry und Cully
In der Dämmerung in den Weinbergen kurz vor Cully
Kurz vor sechs Uhr passiere ich das
nächtliche Vevey. Trotz vorgerückter Stunde und Dunkelheit nehme ich nicht den
kürzesten Weg durch die Stadt, sondern biege ab in die Avenue Nestlé zum Grand
Place, wo eine sehr schöne alte Markthalle steht (erbaut 1934–1935). Das bunte
Treiben rund um den grossen Platz und auf der Flohmarkt in der alten Markthalle
lassen die Nacht fast wieder zum Tag werden. Von Vevey aus bereite ich endgültig
den Schlussspurt vor und erreiche kurz nach sechs Uhr mein Ziel in Montreux.
Die letzten Meter auf der Grand Rue, vorbei an den prächtigen Hotels geben mir
Gewissheit: Die Runde um den Genfersee, vielleicht mit dem einen oder anderen
Anstieg eingebaut und der Grand Rue in Montreux als Zielgeraden, gäbe eine
ideale Kulisse für ein Radkriterium ab.
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